04
Jul

Neudeutsch Isn’t English

Neudeutsch Isn’t English

Kürzlich hörte ich auf einem Flug in die Staaten eine Unterhaltung zwischen einem deutschen und einem amerikanischen Geschäftsmann: „Do you have a beamer I can use while I’m in New York?” Verblüfft antwortete der Amerikaner: “No, I’m afraid you’ll have to rent a car at the airport.”

Der Mann aus Deutschland wollte lediglich wissen, ob ein Projektor für seine Präsentation vorhanden wäre. Der Amerikaner verstand aber was ganz anderes.

“Beamer” bezeichnet in der englischen Umgangssprache einen BMW. Andere Wörter, wie “Shooting” (Schießerei), “Oldtimer” (ältere Mensch oder langjähriger Mitarbeiter eines Unternehmens), “Public Viewing” (das Aufbahren von Leichen im offenen Sarg) oder “Handy” (praktisch oder nützlich), werden von deutschen Muttersprachlern benutzt, existieren im Englischen nicht – oder bedeuten etwas völlig anderes.

Basecap, Youngtimer, Mobbing und Body Bag (Leichensack) sind andere Beispiele für neudeutsche Alltagswörter, die große Verwirrung unter englischen Muttersprachler stiften.

Die teutonische Aussprache gibt den Rest. “Die ultimative Chartshow” zum Beispiel, eine RTL Fernseherfindung, klingt für mich und meine englischen Ohren wie “ottomutiva shot cho” und ergibt genau soviel Sinn. Und wenn Alltagswörter wie “Stars” – “Schtaass” – deutsch ausgesprochen werden, ist das Sprachwirrwarr komplett. Kein Wunder, dass ich meine deutschen Gesprächspartner manchmal nicht richtig verstehe und mich selbst nach Jahrzehnten in Deutschland oft noch bei einem Muttersprachler erkundigen muss, wie denn nun dies oder jenes wirklich gemeint war.

Mein Lieblingswort im Fernsehen ist zur Zeit “Faack” – welches ein ziemlich vulgärer englischer Ausdruck ist. Merkwürdigerweise ist das Wort “Fuck” in englischen Spielfilmen fast immer lippen(un)synchron mit “Verdammt!” oder “Scheiße!” übersetzt. Übrigens: ein Film mit dieser Vokabel bekommt in Amerika automatisch FSK 18!

Manchmal liegt es aber auch an der englisch-deutschen Wortkombination: “Boot & Fun”, eine Messe für Wasserfahrzeuge, habe ich zunächst als “Stiefel und Spaß” (miss)verstanden. Manchmal ist es die Betonung. Das englische Verb “to entertain” hat sich bei der Telekom in ein Substantiv verwandelt, wobei der Akzent auf der ersten Silbe liegt: “ENTERtain”. Die Telekom hat uns bereits mit “Moonshine-Tarif”, einer Ableitung von “Mondschein-Tarif”, köstlich amüsiert. Das Wort “Moonshine” bedeutet für englische Muttersprachler schwarz gebrannter Schnaps und ist dadurch schwer mit Telefonieren in Verbindung zu bringen.

Nichts gegen die Übernahme fremder Ausdrücke. Aber Sinn sollen sie ergeben. Schuld an einem Großteil des Sprachwirrwarrs ist die Werbung, die Pseudoanglizismen am laufenden Band erfindet. Nach dem Motto: “Ist doch egal, ob es Quatsch ist. Hauptsache es klingt cool!” Come in and find out people!

Es geht auch andersrum. Mein Favorit in Amerika ist zur Zeit “uber”, wie z. B. “uber-cool”, “uber-important” oder “uber-phone” (die englische Tastatur hat ja kein “ü”). Wörter wie Kindergarten, Kaffeeklatsch, Angst und Zeitgeist haben wir bereits in den englischen Sprachgebrauch übernommen.

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