03
Jan

Fremdsprachen lernen: Erwachsene können es auch noch!

Dass Kinder Fremdsprachen in vielen Fällen mühelos erlernen, ist bekannt. Entsprechend bieten in Deutschland immer mehr Kindergärten und Vorschulen sprachliche Früherziehung an – denn nach dem Kindesalter wird es schwieriger Sprachen zu erlernen, sagen einige Linguisten. Doch ist es wirklich so mühsam für Lernwillige jenseits der Pubertät, sich eine Sprache anzueignen? Die Sprachwissenschaft ist sich uneinig. Fakt ist, dass Kinder auf andere Art Fremdsprachen lernen als Erwachsene.

Früher Spracherwerb heutzutage unverzichtbar?

In Zeiten der Globalisierung kann der Sprachenunterricht mittlerweile gar nicht früh genug beginnen. Bereits in Kindergärten und Vorschulen sind die Kleinen mit Frühenglisch, -italienisch oder -chinesisch konfrontiert, um sie angemessen auf das Berufsleben in einer immer enger vernetzten Welt vorzubereiten. Doch lernen Kinder wirklich so viel effektiver als Erwachsene? Was die Aussprache betrifft, ja – sagt Rüdiger Grotjahn, Professor für Sprachlehrforschung an der Ruhr-Universität Bochum. Eine muttersprachliche Aussprache könne meist am ehesten vor der Pubertät erlernt werden. Doch gäbe es auch Fälle, in denen Erwachsene eine perfekte Aussprache einer Fremdsprache erlangt hätten.

Fremdsprachen lernen – Erwachsene zu analytisch?

Was hingegen das Leseverständnis und das Vokabellernen anginge, hätten Jugendliche und junge Erwachsene deutliche Vorteile gegenüber Kindern. Das sei vor allem darauf zurückzuführen, dass langfristig erfolgreiches Lernen auf einem vorhandenen Repertoire an Wissen aufbaue. So können Begriffe oder Grammatikstrukturen auf bereits vorhandene Kenntnisse in der eigenen oder einer bereits erlernten weiteren Fremdsprache zurückgeführt werden. Zudem verfügen ältere Menschen über gewisse Fremdsprachen-Lernstrategien, die sie immer wieder anwenden können. Kinder eignen sich fremde Sprachen spielerisch und imitativ an, während Erwachsene sie analytisch und nach festen Regeln erlernen. Sind einige Wissenschaftler der Meinung, das Lernvermögen nehme ab einem gewissen Alter kontinuierlich ab, glauben andere, das Gehirn von älteren Menschen sei durchaus noch formbar und fähig, schnell eine Fremdsprache zu erlernen. Erwachsene könnten ebenso wie Kinder neue Nervenzellen im Hirn bilden. Kinder würden nur deshalb so mühelos lernen, weil sie mehr Zeit dazu haben und intensiv betreut würden. Würden einzig die Umwelt- und Lernbedingungen den Unterschied ausmachen, könnte man sie allerdings problemlos auf die Erwachsenenbildung übertragen, halten einige Sprachforscher dagegen.

Probieren geht über Studieren: Kinder sind experimentierfreudiger

Einig sind sich die Experten darin, dass als erstes die Fähigkeit abnimmt, eine perfekte Aussprache zu beherrschen. Am längsten bleibt die Fähigkeit, neue Wörter abzuspeichern. Kinder lernen eher durch Probieren und sind generell mutiger in ihrer fremdsprachlichen Kommunikation. Dies mache einen großen Unterschied zu der Art und Weise, wie das Fremdsprachenlernen bei Erwachsenen funktioniert. Sie seien zumeist wesentlich begrenzter in ihrer Experimentierfreudigkeit, so meinen einige Experten. Obgleich sich die Meinungen der Wissenschaft teilen, ist eines klar: Erwachsene jenseits der 40er- oder 50er-Grenze können – wenn auch nicht akzentfrei – durchaus ebenso flexibel Fremdsprachen erlernen – vor allem wenn sie eine sprachliche Begabung besitzen. Sehr empfehlenswert für den intuitiven Spracherwerb ist in jedem Fall ein längerer Aufenthalt im betreffenden Land.

Mit Material von Die Zeit, goethe.de

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