05
Jun

Bekannte Sprichwörter: Ja, ich kann mich gewählt und tiefgründig ausdrücken!

Sprichwörter finden sich seit dem frühen Mittelalter in unserem Sprachgebrauch. Sie versinnbildlichen Zustände, schmücken schlichte Unterhaltungen aus und zeigen, wie eloquent wir doch sind. Was aber ist zu tun, wenn mal kein flotter Spruch zur Hand ist? Was tun, wenn Ihnen das Wasser sprichwörtlich bis zum Hals steht? Bleiben Sie gelassen – nach einem kleinen Auffrischungskurs wissen Sie wieder, wie der Hase läuft …

Sprichwörter und Redewendungen – schon im Mittelalter gebräuchlich

Floskeln, Sprichwörter und Redewendungen begleiten uns alle „von der Wiege bis zur Bahre“. Dabei sind sie keineswegs eine Erfindung der Neuzeit: Aussprüche wie „Wissen, wie der Hase läuft“ finden sich bereits im frühen 12. Jahrhundert im allgemeinen Sprachgebrauch. Ihre universelle Definition hat sich dabei bis heute nicht geändert: „Ein Sprichwort ist ein allgemein bekannter, fest geprägter Satz, der eine Lebensregel oder Weisheit in prägnanter, kurzer Form ausdrückt“, so der Sprach- und Literaturwissenschaftler Wolfgang Mieder. Sprichwörtliche Redewendungen kommen im Mittelalter in nahezu allen Lebensbereichen als Ausdrucksmittel zum Einsatz. Ab dem 12. Jahrhundert wird das Sprichwort dann auch von vielen Lehrwerken der Rhetorik als stilbildendes Mittel angepriesen. So mache insbesondere der Verweis auf den eigenen Erfahrungsschatz das Sprichwort zum Unterstützer der eigenen Aussage und deren Beweiskraft.

Sozialkritik in hübsch verpackten Sätzen

Aufgrund ihrer häufigen Reimform und der Versinnbildlichung der beschriebenen Umstände werden bekannte Sprichwörter und Floskeln seit jeher auch zur versteckten Sozial- und Religionskritik genutzt. Ebenso können sie jedoch einfache Haushaltsregeln oder Vorurteile des jeweiligen Entstehungszeitraumes wiedergeben.

Ich glaub, mich laust der Affe!

Sprichwörter und Redewendungen unterliegen, wie beinahe jedes sprachliche Mittel, dem Zahn der Zeit. Ihre inhaltliche und formelle Weiterentwicklung ist so unaufhaltsam wie die gesellschaftliche Gier nach Konsum. Einige bekannte Sprichwörter jedoch scheinen sämtlichem gesellschaftlichen Wandel zu trotzen und sind seit Jahrhunderten unverändert in Bedeutung und Ausdruck:

Böhmische Dörfer: Im Allgemeinen spricht man von böhmischen Dörfern im Zusammenhang mit etwas besonders Unerklärlichem oder Rätselhaftem. Seinen Ursprung fand dieses Sprichwort zur Zeit des Königreichs Böhmen im deutsch-tschechischen Grenzgebiet. Dabei waren es insbesondere die tschechischen Dorfnamen, die den deutschsprachigen Einwohnern aufgrund ihrer mangelnden Sprachkenntnisse rätselhaft vorkamen. So wurde diese sprachliche Barriere zum Synonym für alles Unbekannte.

Ich glaub, mich laust der Affe: Dieser Ausdruck soll Verblüffung und Erstaunen zum Ausdruck bringen.
In früheren Zeiten war das Ausstellen von Affen auf Jahrmärkten sehr beliebt. Diese lausten zahlungswilligen Kunden die Haare und begründeten damit eines der bekanntesten Sprichwörter.

Kalte Füße bekommen: Kalte Füße versinnbildlichen das Aussteigen aus einem Vorhaben aufgrund plötzlicher Bedenken. Seinen Ursprung hat dieses Sprichwort in der Welt der Kartenspiele. Aufgrund ihrer Illegalität wurden diese über lange Zeit in dunklen und kalten Kellern gespielt. Wollte ein Spieler aus einem laufenden Spiel aussteigen, so nutzte er oftmals die eisigen Temperaturen und schob seine kalten Füße vor, die er sich aufwärmen müsse.

Lausende Affen, dicke Hunde und biegende Balken: Sprichwörter sollten weise gewählt werden

Sprichwörter können zwischenmenschlichen Smalltalk bunter und abwechslungsreicher gestalten. Allerdings gilt auch hier: Vorsicht vor dem sprichwörtlichen Übereifer! Schließlich trennt den Mau- vom Wowfaktor oftmals nur ein Wimpernschlag. Lassen Sie sich also nicht lumpen, springen Sie über Ihren eigenen Schatten und wissen Sie in Sachen bekannte Sprichwörter wie der Hase läuft!

Foto © bluedesign – Fotolia.com

UA-38981009-1