14
Feb

TEXT INTERNATIONAL-Blog – Valentinstag-Edition

Pralinenherzen im Supermarkt, Blumen-Highlights im Laden um die Ecke und das Pärchen-Spezial im Kino … zum Valentinstag geht’s rund und die Geschenkangebote werden uns nur so um die Ohren gehauen.
Unser Blog ist diese Woche ebenfalls vom Valentinstag geprägt, wenn auch auf etwas andere Weise.

[W]alentin oder [F]alentin?

Wird der Vorname Valentin erwähnt, stößt man ab und zu auch auf die Frage, wie er überhaupt richtig ausgesprochen wird. Denn der Buchstabe v wird im Deutschen sowohl als w als auch als f ausgesprochen. Wann wird denn welcher Laut überhaupt benutzt?
Der Buchstabe v kann im Deutschen als [f] und [w] realisiert werden. Dazu gibt es natürlich einige Regeln, die uns vorgeben, wann welcher Laut verwendet wird.
Eines haben die Laute [f] und [w] gemeinsam. Sie gehören beide zu den Frikativen, d.h. sie werden gleich artikuliert. Frikative sind Reibelaute. Der Name ergibt sich daher, dass wir, wenn wir diese Laute artikulieren, beim Ausatmen den ausströmenden Luftstrom mit Mund, Lippen und Zähnen verengen. Dieser Prozess führt zu dem „reibenden“ Klang. Allerdings unterscheiden sich die beiden Laute [f] und [w] im Stimmton – während [w] ein stimmhafter Laut ist, ist [f] stimmlos, also etwas härter oder schärfer.
Der stimmlose Laut [f] wird sowohl in Wörtern, die mit f (Freund, Fahrrad, Fenster) geschrieben werden, als auch in solchen mit v (Vater) gesprochen. Dabei wird v immer dann als [f] ausgesprochen, wenn es am Anfang der Silbe oder des Wortes steht und anschließend entweder ein Vokal (Vogel) oder die Buchstaben l bzw. r (Vlies, Vroni) folgen. Steht das v jedoch am Wortende oder am Ende einer Silbe, wird es immer als hartes [f] ausgesprochen (aktiv, Bravheit). Dieses Phänomen in der deutschen Sprache nennt sich Auslautverhärtung und betrifft nicht nur [f] und [w], sondern alle Buchstaben, die ein „Stimmhaft-Stimmlos-Pärchen“ sind, wie zum Beispiel [d] – [t] und [b] – [p].
Der weiche Laut [w] wird für Wörter verwendet, die sowohl mit dem Buchstaben v als auch mit dem Buchstaben w geschrieben werden. Den Buchstaben v spricht man allerdings nur wie [w] aus, wenn er in einem eingedeutschten Wort steht oder in einem deutschen Namen vor einem Vokal im Wort- oder Silbenanlaut, wie in Klavier, Virus oder Travemünde.
Allerdings wäre es nicht die deutsche Sprache, gäbe es nicht auch ein paar Ausnahmen und Überlappungen dieser Regeln, die die jeweils korrekte Aussprache von v kompliziert machen. Zudem ist vielleicht nicht immer ersichtlich, wann es sich um ein deutsches Wort, wann um ein eingedeutschtes Wort handelt. So kann man sich im Alltag nicht in allen Fällen nach diesen Kriterien richten und die Aussprache mancher Wörter muss letztlich, vor allem von denjenigen, die Deutsch als Fremdsprache lernen, auswendig gelernt werden.
So richtig kompliziert wird es dann durch das Auftauchen der dialektalen Einschläge, gesehen zum Beispiel im Vornamen Valentin. Hier wir das v als [w] ausgesprochen, nicht als [f]. Im südlichen Deutschland (vor allem Bayern) wird der Buchstabe v häufiger mal als [f] ausgesprochen. So kennen die Bayern [F]alentin, [F]eronika und [F]era und der Papst wohnt im [F]atikan. Eine Ausnahme stellt auch der Familienname des Künstlers Karl Valentin dar, der Wert darauf legte, dass man ihn mit [f] aussprach – deutschlandweit.

Mausi, Schatzi, Bärli, Herzi

Der zweite Teil unseres Valentinstag-Blogs handelt von einem ganz besonderen Kosenamen. Es gibt solche, die benutzen viele. Schatz, Herz, Maus oder Liebster sind bekannt und beliebt. Allerdings gibt es im Deutschen auch ältere und wohlklingendere Kosenamen, wie zum Beispiel Vielliebchen. Was hat es mit diesem Begriff auf sich?

Das Wort Vielliebchen bezeichnet eine Mandel oder eine andere Frucht mit einem Zwillingskern. Der Begriff geht auf das litauische Wort filibas für „Pärchen“ zurück, mit dem im Litauischen zwei Kerne einer Haselnuss gemeint sind. Solche zweikernigen Nüsse oder Früchte wurden Anfang des 19. Jahrhunderts zum Gegenstand eines gesellschaftlichen Spiels, des Vielliebchen-Essens. Dazu verspeisen ein Mann und eine Frau je einen Teil einer zweikernigen Mandel. Wer am nächsten Tag oder beim nächsten Zusammentreffen den anderen als Erster mit Guten Morgen, Vielliebchen! begrüßt, gewinnt und kann sich auf ein Geschenk des Verlierers freuen. Dieses Geschenk wird dann meist auch Vielliebchen genannt.
Varianten des Wortes Vielliebchen sind laut etymologischem Wörterbuch auch im Französischen, Englischen und in den skandinavischen Sprachen bezeugt. Und in den Ländern, in denen das Wort gebräuchlich ist, kennt man auch das damit verbundene Spiel des Vielliebchen-Essens.
Im 19. Jahrhundert wird das Vielliebchen zu einem beliebten Motiv in der Literatur. Und jetzt wird es romantisch. Als zwei zusammengehörende Teile eines Ganzen symbolisiert das Vielliebchen die untrennbare Einheit zweier Liebender. Franz Grillparzer hat das in einem Gedicht aus dem Jahr 1823 besonders deutlich gemacht. In diesem Sinne: Romantischen Valentinstag!

Zwillingskinder eines Stengels,
Zweigeschwister einer Schale,
Liegen wir geschmiegt beisammen,
Zwei in einem, eins in zweien,
Als ein Sinnbild wahrer Liebe,
Als Symbol von fester Treu.

Der du unsre Schale brichst,
Hüte dich, uns je zu trennen,
Noch zu teilen unsre Hälften,
Oder willst dus doch, so teil uns
Nie mit einem, dem du abhold,
Den du möchtest fliehn hinfürder;

Und das Liebchen hört die Stimme;
Über Hügel, über Berge
Treibt es den, der sie empfangen,
Hin zur hartgeteilten Hälfte,
Hin zu dem oft längst Vergeßnen,
Der die Frucht mit ihm geteilt.

Und da stehn die beiden Menschen,
Sehen tief sich in die Augen,
Fühlen stark sich angezogen,
Wissen nicht, wie das geschehn,
Können nimmer sich verlassen,
Müssen fürder einig gehn.

UA-38981009-1