03
Aug

Vorsicht vor dem Wichser-Faktor! Namensgebung: Genderunterschiede bringen Hersteller in Bedrängnis

Klischees ziehen sich praktisch durch unser gesamtes Leben. Nicht nur, dass wir uns praktisch von allen anderen Altersgruppen in nahezu jeder erdenklichen Weise unterscheiden – auch Männer und Frauen dürfen sich nicht einig sein. Schon gar nicht, wenn es um des Deutschen liebstes Vehikel geht: Das Auto. Besonders bei diesem Thema erfüllen Männlein und Weiblein nahezu jedes gängige Klischee des gegenseitigen Unverständnisses…

Kleine Unterschiede – große Wirkung

Autobauer wären begeistert vom Aufkommen eines geschlechtslosen, neutralen Wesens, das sich in unglaublich engagierter Art und Weise für ihre fahrbaren Untersätze interessieren würde. Leider weichen die Geschmäcker von Frauen und Männern in erheblicher Weise voneinander ab. Genau dieser kleine Unterschied macht die Namensgebung für Autobauer so diffizil. Immerhin sollen Autonamen möglichst viele Kunden ansprechen und damit die Absatzzahlen in die Höhe treiben.

Ich will nicht quatschen, sondern cruisen

Wenn die Steinzeit in unseren Gehirnen erhalten geblieben ist, dann vor allem in diesem Punkt: Männer sehen sich in der Rolle des Jägers, Frauen bedienen die mütterlichen Instinkte. Insofern ist es nicht weiter verwunderlich, wenn Männer und Autos oftmals in einer Art mystischen Symbiose miteinander zu verschmelzen scheinen: Ich Mann – du Festung. Im Gegensatz dazu streben Frauen nach einem geselligen Begleiter, mit dessen Hilfe sich Einkäufe und Kinder herum kutschieren lassen. Ja, es klingt nach einem einzigen Klischee, scheint jedoch die einzige Möglichkeit einer Kategorisierung zu sein. Es geht schließlich ums Geld!

Kommunikation – der ewige Feind des Mannes

Eine Verbraucherumfrage im Auftrag der Namensfindungsagentur Nomen International brachte es auf den Punkt: Männer stehen auf Kraft, Technologie und Selbstdarstellung – Frauen bevorzugen Reisen und Geselligkeit. Lassen sich diese Aussagen nicht auch wunderbar auf unsere gesamte Kommunikation ausweiten? Ja, es ist korrekt, dass es das männliche Geschlecht in den meisten Fällen nicht so mit dem Reden hat. Sie identifizieren sich dementsprechend auch lieber mit verheißungsvollen Autonamen wie Bugster, Venator oder Polestar. Woher kommt diese Festlegung auf eindeutig männliche Indikatoren? Fahren sie am liebsten in einem Wagen mit demselben Geschlecht? Bedarf es einer verchromten Karosse, um eben dieses zu unterstreichen? Eines ist jedenfalls sicher: Auch Frauen lassen sich von ihrem Wesen bei der Sympathie für einen Autonamen beeinflussen – aktuell liegen Namen wie etwa Gloria, Sunbeat oder auch Friend-me hoch im Kurs.

Das Neutrum: Der Traum eines jeden Autobauers

Die Namensgebung in puncto Autos ist für die Hersteller ein langwieriger Prozess. Neben rechtlichen Aspekten spielt hierbei besonders die bereits erwähnte Diversität zwischen Weiblein und Männlein eine nicht unerhebliche Rolle. Wobei natürlich auch die Bedeutung eines Autonamen in anderen Sprachen zu zumeist peinlichen Verwechslungen führen kann: Mitsubishis „Pajero“ beispielsweise hat im südamerikanischen Sprachraum leider Gottes die Bedeutung von „Wichser“. Ja, dieser Autoname war unglücklich gewählt, und das lässt sich noch nicht einmal auf zwei verschiedene Geschlechter zurückführen. Eines ist also klar: Ohne Kompromisse geht´s nicht!

Kompromisse sind doof!

Kompromisse scheinen folglich unvermeidlich zu sein, wenn es um die Namensgebung und die Kommunikation zwischen Mann und Frau geht: „In diesen Fällen entscheiden sich die Hersteller zumeist für offene Namen, deren klang international als sympathisch empfunden wird und die inhaltlich übergreifende Themen wie Mobilität oder Lebensfreude bedienen“, so Sybille Kircher, Mitbegründerin der Agentur Nomen, über die Kompromissbereitschaft vieler Autohersteller. Wesentlich unkreativer geht der deutsche BMW-Konzern an die Sache heran: Er hat Autonamen generell aus seinem Sortiment gestrichen und benennt seine stählernen Kinder nur noch durch Nummern.

Je älter wir werden…

…desto traditionsbewusster werden wir in Bezug auf Namen – so besagen es zumindest die Ergebnisse einer kürzlich erschienenen Studie. Ihr zufolge hängen unsere namensvorlieben auch von unserem Alter ab. So gaben beispielsweise Befragte unter 44 Jahren an, englische Autonamen wie etwa Surf oder Mighty zu bevorzugen, da diese die Themen Entdecken, Sport und Musik beinhalten würden. Ältere Befragte hingegen tendierten zu Namen lateinischen Ursprungs wie etwa Venator oder Gloria. Diese seien leichter auszusprechen und würden eher mit Prestige und Qualität in Verbindung gebracht. Was am Ende bleibt, ist unsere Unfähigkeit in puncto wortlose Kommunikation. Ob Namensgebung oder zwischenmenschliches Miteinander: Seit der Mensch sein Ganzkörperhaar losgeworden ist, gebraucht er Worte und Artikulation – ob wir uns angesichts des mangelnden Verständnisses füreinander lieber wieder auf nonverbales Gebrabbel verlagern sollten?

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