06
Oct

False Friends – oder warum Deutsche sich im Englischen verrennen

Es heißt, uns Deutschen fiele es im Vergleich zu unseren europäischen Nachbarn mit romanischen Sprachwurzeln verhältnismäßig leicht, die englische Sprache zu erlernen. Tatsächlich sind beide Sprachen gleichen Ursprungs: Als westgermanische Sprachen sind sie im 6. Jahrhundert aus der indoeuropäischen Sprachfamilie hervorgegangen. Die linguistischen Gemeinsamkeiten sind unübersehbar und machen dank Ähnlichkeiten in Syntax, Grammatik und teils Aussprache das Erlernen der jeweils anderen Sprache leichter. Doch es sind genau jene sprachlichen Parallelen, die uns nicht selten zum Verhängnis werden. Immer wieder sorgen die False Friends für ungewollte Lacher und Peinlichkeiten. Ein Wörterbuch soll den Falschen Freunden nun den Garaus machen, das „False Friends. A Short Dictionary“ kümmert sich um die beliebtesten Englischfehler.

„False Friends. A Short Dictionary“ soll helfen

Wer nicht viel Sprachpraxis hat, verwechselt im Englischen gern bestimmte Begriffe, die sich phonetisch oder orthographisch ähneln, teils sogar gleichen. Viele erinnern sich noch an das bekannte Beispiel aus der Ära der Kohl-Witze: Der Oggersheimer, dessen fehlendes Fremdsprachen-Talent gern Gegenstand flacher Witzchen war, diniert im britischen Restaurant und bestellt selbstbewusst: „I become a beefsteak“. „To become“ für „bekommen“ – ein klassischer False Friend. Unvergessen auch Otto Waalkes‘ Variationen, in denen er sich für seinen Englisch-Unterricht „Englisch for Runaways“ das Falsche Freunde-Phänomen zunutze macht: „He is dead“ – „er wird Vater“ oder „The Wizzard of Oz“ – „das Wiesel aus dem Osten“. Aktuell wird auf Facebook über die mangelhaften Englischkenntnisse des ehemaligen Außenministers Guido Westerwelle gescherzt: Auf der Fanseite „Westerwave – no one can reach me the water“ werden kleine Anekdoten von Westerwelle und seinen Ex-Kollegen „Rosely“ (Philipp Rösler) und „Littlebrother“ (Rainer Brüderle) erzählt. Im „False-Friend-Dictionary“ finden sich jedoch nicht nur derlei Plattitüden. Auch komplexere und weniger bekannte False Friends werden hier richtiggestellt:

• Ordinär – ordinary (üblich, normal)
• Genial – genial (freundlich)
• Fee – fee (Gebühr)
• Glut – glut (Schwemme)
• Dom – dome (Kuppel)
• Allee – alley (Gasse)
• Aktuell – actual (tatsächlich, wirklich)

False Friends sind oft komplexer Art

Es wird zwischen verschiedenen Arten von False Friends unterschieden. So gibt es Falsche Freunde, die etymologisch miteinander verwandt sind, jedoch im Laufe der Jahrhunderte unterschiedliche Bedeutungen entwickelt haben, etwa „alley“ und „Allee“: Die englische „Allee“ ist eine „avenue“, die „alley“ hingegen eine „Gasse“. Auch der „Dom“ ist kein „dome“, sondern eine „cathedral“, selbst wenn die heutige Bedeutung „Kuppel“ auf eine frühere semantische Verwandtschaft hindeutet. Zu den False Friends zählen außerdem Wörter, die in einer Sprache ein größeres Bedeutungsfeld haben als im Deutschen. Das Adjektiv „big“ bedeutet im Englischen nicht nur „groß“, sondern auch „dick“ – ein verhängnisvoller Fehler, der beim deutsch-englischen Geschäftsessen vermieden werden sollte. Schließlich klärt das Wörterbuch über sogenannte Pseudo-Anglizismen auf, die die Deutschen eigens im Denglisch-Fieber kreiert haben: Entertainer, Handy, Oldtimer und Beamer sind im angloamerikanischen Sprachraum entweder nicht existent oder haben eine gänzlich andere Bedeutung: Nur als Adjektiv gibt es „handy“, also „handlich, nützlich“. Telefoniert wird mit dem „Cell Phone“. Das False Friends-Wörterbuch enthält sowohl allseits beliebte und bekannte Englisch-Fehler als auch komplexere Zusammenhänge, die garantiert dem ein oder anderen bereits begegnet sind. Wer nicht täglich Englisch spricht und einen wichtigen Termin vor sich hat, sollte sich das Werk zu Gemüte führen. Denn tituliert man beim Geschäftsessen den Unternehmer als „undertaker“, ist der Abend schnell gelaufen.

Mit Material von welt.de

UA-38981009-1